Ist alles vorherbestimmt
oder haben wir
einen freien Willen?
Schreibe ich hier etwas Neues?
Vermutlich nicht, wenn man die einschlägigen Werke von Sri Aurobindo, der Mutter und Satprem studiert hat. Aber ich bin selbst immer wieder überwältigt davon, welchen Unterschied es macht, ob ich etwas lese, was ich mit dem Intellekt durchaus nachvollziehen kann – und sei es auch noch so fantastisch –, und was es bedeutet, wenn einem das bis in die kleinste Faser des Körpers hinein erfahrbar gemacht wird. Es ist jedes Mal, als würde ein zweidimensionales Bild anfangen zu leben und von einem Besitz ergreifen, und das mit einer Macht, die einen bis ins Mark erschüttert. Man wird für eine begrenzte Zeit zu diesem Bild. Man ist nicht mehr der Zuschauer, man ist der Akteur.
Fast immer hat das Ganze zwei Komponenten: Man wird von Empfindungen überschwemmt, die wahrhaft gruselig sind. Das ist die Wirkung dieser unwiderstehlichen göttlichen Macht auf unseren fragilen Organismus, der wir nichts entgegenzusetzen haben. Sie bringt zudem die Anteile all dessen, was wir als evolutionäres Vermächtnis schon seit Äonen mit uns herumschleppen, ohne uns dessen bewusst zu sein, nach oben in unser Tagesbewusstsein. Dazu gehört auch die Begegnung mit der Formation des Todes.
Gleichzeitig erfährt man kurze Momente des Seins, die überaus beglückend und einzigartig sind und von einer Wahr-haftigkeit, dass wir uns für immer daran erinnern.
Was hat das nun mit dem Thema zu tun?
Um die Antwort vorwegzunehmen: Man nähert sich dem an, was man im Laufe der Evolution vergessen hatte und was jetzt bis in die Körperzellen hinein wieder ent-deckt wird: dass unser Wille und der göttliche Wille nie unterschiedlich waren, der unsere war nur für eine begrenzte und notwendige Zeit eingeschränkt und verschleiert. Sobald unser Bewusstsein sich maximal ausgeweitet hat, kommen beide zur Deckung und wir sind wieder im Besitz unseres freien Willens und seiner Wirkmacht.
Plötzlich erheben sich alle Warum?-Fragen, die man jemals gestellt hat und die einen jahrelang belasteten, weil man darauf nie eine Antwort erhielt, in einem letzten großen Ansturm – um dann für immer zu schweigen. Die Antwort kommt nicht detailliert nach Ereignissen, es ist ein allumfassendes Verstehen, dass all dies nötig war, um an genau diesen Punkt zu kommen, dessen Geburtswehen so herausfordernd sind und sich über viele Jahre erstrecken müssen, weil wir es sonst nicht verkraften würden.
Es ist schwer, das in Worte zu fassen, denn diese Seiten sind der Praxis gewidmet. Und wie will man etwas wahrheitsgemäß beschreiben, ohne den Zuckerguss, in den sich viele in der spirituellen Szene gerne flüchten? Ohne andere abzuschrecken in dem Versuch, ihnen gleichzeitig zu verdeutlichen, dass all dieses Leidvolle, der Tod, die Schmerzen nichts weiter waren als eine Lüge, die sich in unser System eingegraben hat? Dass man sich dem stellen muss und immer wieder darauf hereinfällt in diesem Yoga, bis sie sich erschöpft und man sie irgendwann nur noch als lästig empfindet, sobald sie sich wieder erhebt?
Ich habe es auf diesen Seiten immer wieder versucht. Denn diese Arbeit darf sich nicht im Zitieren wunderbar klingender Weisheiten erschöpfen.
Die Arbeit im Körper, immer und immer wieder
Das ist das Neue, das uns Sri Aurobindo und Mutter ermöglichten, denn die geistigen lichten Räume haben die Mystiker über die Jahrtausende alle erschlossen, bis auf das Supramental Um uns jedoch erstmals die Transformation des Körpers zu ermöglichen, haben sie geforscht, gelitten und durchgehalten. "Kein gekreuzigter, sondern ein strahlender Körper wird die Welt retten", sagte Mutter immer wieder. Und: "Die wahre Bewusstseinsveränderung ist die, welche die physischen Bedingungen der Welt verändern wird und aus ihr eine vollkommen neue macht."
Der Yoga im Körper verläuft in klar identifizierbaren Wellen. Es gibt Zeiten, in denen die göttliche Kraft in uns arbeitet und es gibt Phasen der Assimilation und Regeneration. Dieser Ablauf wiederholt sich fortwährend über viele Jahre.
Die göttliche Macht strömt zu Anfang über das Scheitelchakra ein und weiter in die unteren, tieferen Bewusstseinsbereiche, bis auf die atomare Ebene. Später stellt man fest, dass das auch über die Füße und Hände geschieht. Es wird begleitet von einem kurzzeitigen Anschwellen einer enormen Hitze, deren Verlauf man im Körper mitverfolgen kann. Das Ganze steigert sich in kurzen Abständen immer mehr und wird von Körper und Psyche als regelrecht zermalmend erfahren. Es löst bis hinein in die unbewussten und unterbewussten Bereiche, mit denen wir global vernetzt sind, die alten Schlacken an, bis sie aufbrechen. Diese Empfindungen steigen dann hoch in unser Tagesbewusstsein.
Je nach Thema sind das Schmerz, Groll, Wut, Aggression, Depression, Trauer, Minderwertigkeit, Selbsthass, Todessehnsucht, etc, die sich zu einer geradezu vernichtenden Intensität aufblähen. Alles windet sich, um dieser Erfahrung zu entfliehen, aber das Göttliche hält sanft, kompromisslos und machtvoll dagegen. Und bevor man das Gefühl hat, daran buchstäblich zu verenden, kommt ein Moment, in dem einem "angeboten wird", eine andere Haltung einzunehmen: Man spürt, dass, wenn es einem/dem Körperbewusstsein gelänge (mit dem man in diesen Momenten identifiziert ist), den eigenen Defätismus zu überwinden, die Glückseligkeit auf einen wartet. Tatsächlich erfährt man, dass etwas in uns verliebt ist in das ganze Drama und es gar nicht loslassen möchte, so grotesk das klingt.
Aber dieser kleine Spalt des Innehaltens hat gereicht, damit ein neues Bewusstsein Einlass findet. Und tatsächlich schafft man/der Körper es hin und wieder, ganz leibhaftig einen kurzen Moment von etwas anderem zu erhaschen. Ein Moment des inneren Weitens, der einen kurzen Blick freigegeben hat auf etwas Weiches, Sanftes, Strahlendes ...
Und ehe man sich verwundert ganz darauf einlassen möchte, ist dieser Augenblick schon wieder vorüber. Ich nehme an, das ist der Moment, den Mutter immer wieder erwähnte: Würde diesem Sehnen von göttlicher Seite nachgegeben, würden wir uns augenblicklich im Höchsten auflösen wollen. Doch das kann nicht erfolgen, bevor nicht der gesamte neue Körper ausgearbeitet ist.
Es ist ein Lernprozess, Schritt für Schritt und in Perfektion geführt: Nicht die Auflösung im Göttlichen ist das Ziel, sondern die eigene individuellen göttlichen Verkörperung auszuarbeiten und zu erhalten. Elastisch genug, um sich gleichzeitig allen Bewegungen des Höchsten anpassen zu können, ohne sich darin zu verlieren. Deshalb werden diese kurzen glückseligen Momente sofort wieder zurückgenommen, was einen oft frustriert zurücklässt. Manchmal mit einem kurzen inneren Lächeln, das ich anfänglich mit einem trotzigen "Wie kannst du nur?!" quittierte und weiterschmollte, bis es mir richtig übel ging. Wie konnte ein liebender Gott einem so etwas antun?! Ich musste das erst immer wieder ausleben, bis ich verstand und sich die nötige Kraft aufgebaut hatte.
Und genau das meinte ich zu Anfang: Man kann sich einlesen und sämtliche yogischen Anweisungen und Regeln auswendig lernen, bis man sie im Schlaf beherrscht. Aber sie ersetzen nicht die praktische Erfahrung und deren Herausforderungen, zumal diese auf ganz anderen Bewusstseinsebenen stattfinden als der rein mentalen.
Nach diesen "Abstiegen", wie ich sie nenne, ist man für ein, zwei Tage so überladen mit Energie, dass man nicht weiß, wohin damit. Man behält eine vage Erinnerung an diese Macht zurück, jegliche Angst oder negative Regung ist wie weggefegt und die Psyche strotzt vor Kraft. Für einen kurzen Moment erahnt man, dass man alles könnte, wenn ...
Diese Arbeit im Körper belastet unseren fragilen Organismus enorm, vor allem die Nerven. Und wenn der Körper mit der Assimilation beginnt, geht das meist einher mit einer enormen Erschöpfung. Zuweilen werden durch den Widerstand bestimmte Körperareale so stark beansprucht, dass sie sich entzünden. Dann muss man dem Körper Ruhe gönnen.
Nach einer kurzen Phase der Regeneration, in der man sich zuweilen fühlt, als hätte das Göttliche sich vollkommen von einem zurückgezogen, geht es von vorne los. Immer dieselben Themen und Zellgruppe für Zellgruppe. Man staunt, wie unser Thema in jeder Zelle des Körpers wiederzufinden ist und ihr seinen Stempel aufgedrückt hat. Ich schrieb schon an anderer Stelle, dass man das individuell zu bearbeitende Thema mit der Zeit zweifelsfrei identifiziert, sowie dessen körperliche Entsprechung. Man hat sein eigenes "Spezialgebiet".
Mutter sagte dazu, dass unsere größte Schwäche uns einen Hinweis darauf gibt, was wir zu verwirklichen hätten: In der wiederholten Überwindung erfahren wir den nötigen Kraftzuwachs und die daraus resultierende einzigartige Stärke, die uns ausmachen wird. Obwohl lange Jahre nie für möglich gehalten, kann das mittlerweile als Wahrheit bestätigt werden.
Ich pflegte Schmerz zu hassen und zu meiden und mich über
seine Zufügung zu ärgern; jetzt aber erkenne ich, hätte ich nicht so
gelitten, so besäße ich nun nicht, geübt und vollendet, dies unendlich
und vielfältig sensitive Vermögen zur Verzückung in Mental, Herz und
Körper. Gott rechtfertigt sich am Ende sogar dann, wenn Er sich als
Schinder und als Tyrann verkleidet hat.
Ich schwor mir, am Schmerz und an der Dummheit, an der
Grausamkeit und Ungerechtigkeit der Welt nicht zu leiden, und machte
mein Herz so hart im Ertragen wie der untere Mühlstein und mein
Mental wie geschliffenen Stahl. Ich litt nicht mehr, aber die Freude war
von mir gewichen. Da brach Gott mir das Herz auf und rodete mir das
Mental. Ich stieg durch furchtbare, unaufhörliche Qual zu seliger
Schmerzlosigkeit empor, und durch Kummer, Entrüstung und
Auflehnung zu unendlichem Wissen und festem Frieden.
Sri Aurobindo
Das ist dieselbe Lektion, der der Höchste Herr dem Körper erteilen will, den Er dabei ist, umzuwandeln.
Die Mutter
An einem gewissen Punkt der Transformation, wenn man diese Phasen immer und immer wieder durchlaufen hat, erkennt man rückblickend, wie die Umstände unserer Geburt, die äußeren Rahmenbedingungen, die Menschen, die in unser Leben traten, die vererbten psychischen und physischen Vulnerabilitäten, jedes hartnäckige Bündel von Angewohnheiten und Begierden, jedes erschütternde Ereignis ... genau so sein mussten, um diesen Moment der Transformation durchstehen zu können. Man "fühlt-sieht-versteht" den beschrittenen Weg der Inkarnationen wie eine Leuchtspur in der Dunkelheit. Und man erkennt als wahr, was Sri Aurobindo in seinem Essay "Das Rätsel dieser Welt" bereits als Ursache ansprach: Diese Lust am Abenteuer, das wir einst willentlich auf uns genommen haben. Man erschaudert und es gruselt wohlig, wenn man sich erinnert.
Aber erst, wenn man dem Grauen bereits ein Stück entwachsen ist.
Es sind diese Momente, in denen man einen Teilsieg errungen hat, in denen diese Erkenntnisse für einen kurzen Augenblick hochsteigen. Man schreitet von einem Plateau zum nächsten auf und dringt mit dieser Kraft gleichzeitig von einer Tiefe in eine noch tiefere Ebene hinunter, um das Licht dort hineinzubringen. Und man weiß nicht, wie viele noch folgen werden.
Zu Beginn des Yoga denkt man oft fälschlicherweise, man stünde kurz vor dem Durchbruch, wenn man die ersten erschütternden Erlebnisse hatte. Aber das ist vielleicht nur die Empfindung des bearbeiteten Körperareals, das kurz in etwas Neues, Lichtvolles durchgebrochen ist, was sich als Empfindung direkt in unser Tagesbewusstsein übersetzt hat. Mit der Zeit lernt man, dass bald die nächste Runde ansteht.
Dennoch aber, O Seele des Menschen, trachte nicht nach
Schmerz, denn das ist nicht Sein Wille, sondern trachte einzig nach
Seiner Freude; was das Leiden betrifft, so kommt es in Seiner
Vorsehung schon so oft und so viel zu dir, wie für dich nötig ist. Dann
ertrage es, damit du schließlich seinen Kern der Verzückung findest.
Sri Aurobindo
Soweit meine ganz praktischen Empfindungen hinsichtlich unseres freien Willens, der im Grunde immer ein individueller Aspekt des Göttlichen war und ist. Er war nur für eine sehr lange Zeit verschüttet durch die Erfordernisse der Evolution und muss jetzt durch die vollkommene Durchseelung und Transformation unseres ganzen Seins einschließlich des Körpers wieder verfügbar gemacht werden, denn das ist das Ziel. Was würden wir auf halbem Wege sonst damit anrichten? Die verzerrte Vision davon erleben wir in diesen Tagen sehr konkret. Sie hat uns als Menschheit eine handfeste Krise beschert, weil wir vergessen haben, was wir sind und was das Ziel der Reise war.
Wir haben einen freien Willen innerhalb der Begrenzungen unseres eingeschlagenen Seelenwegs, sonst könnten wir uns nicht in gewollt mannigfaltiger Individualität entfalten. Wir können, dürfen und müssen Entscheidungen treffen, die wiederum Konsequenzen auf unser Leben und unsere weiteren Inkarnationen haben. Und solange wir uns nicht vollkommen dem göttlichen Willen überantworten, können wir dabei auf Abwege geraten oder Umwege nehmen.
Noch einmal zum "sonnenhellen Pfad"
Wenn mir heute jemand etwas vom „sonnenhellen Pfad“ erzählt, frage ich mich, welche Erfahrungen er tatsächlich macht? Beginnt das Aufbrechen des physischen Bewusstseins, wird man unweigerlich von den Inhalten überschwemmt und die Zellen müssen die Bewusstseinsformation des Todes überwinden. Dieses "Sterben und doch nicht tot sein" erfährt man als alles andere, nur nicht als sonnenhell. `Man´ lernt nur mit der Zeit, diese sich immer wieder erhebende Lüge mit all ihrem leidvollen Rattenschwanz als unwirklich und angelernt zu erkennen, zu überwinden und wieder in die wahre Haltung zurückzufinden. Bis man eben durch ist. Jemand, der das ehrlich durchläuft, wird meine Worte bestätigen.
Es gibt zahlreiche Berichte von Sri Aurobindo und der Mutter, wo sie selbst an die Grenzen des Ertragbaren stießen. Gegen Ende ihrer eigenen Transformation erkannte die Mutter sogar bedauernd, dass sie all jenen, die nachfolgen, das Leid nicht ersparen könne. Und genau an diesem Punkt kehren vermutlich viele wieder um, weil sie von den lichten Höhen nicht lassen wollen oder weil sie diese Schlacht im Körper nicht mehr ertragen können.
Ich gebe ehrlich zu, es gab Zeiten, da erging es mir ebenso: Ich konnte sie nur noch überleben. Aber genau das war die Lüge, die in diesem Moment entwurzelt wurde. Immer, wenn wir uns in einer früheren Inkarnation so fühlten, trat der Tod ein. Und dieses Gesetz muss überwunden werden. In der supramentalen Transformation ist es der Tod, der weichen muss und all das Leid, das auf ihn zurückgeht. Dieser Bereich des irdischen Materiellen wurde bislang noch nie geklärt, alle bisherigen Yogawege schlossen das aus. Aber gerade darum geht es jetzt, wenn man den Weg der Supramentalen Transformation gegen will. Und deshalb sind diese Seiten vor allem diesem herausfordernden letzten Abschnitt des Weges gewidmet. Alles andere ist bereits bekannt und wurde unzählige Male wiederholt und aufgeschrieben.
Man darf das Ziel nicht aus den Augen verlieren, das am Ende auf uns wartet: eine Spezies, die erstmalig Macht über die Materie haben wird, und das, ohne dabei eine permanente yogische Konzentration aufbringen zu müssen. Sie wird von einer Macht sein (müssen), dass sie von niemand besiegt werden kann. Denn noch ist es so, dass die alte Spezies alles misstrauisch beäugt, fürchtet, ausgrenzt und bekämpft, was sie übersteigt und nicht von ihr kontrolliert werden kann.
Dieser Weg ist kein Spaziergang, kein Spaß, kein Spiel, nichts, womit man sich in Szene setzen kann oder „heilig“ erscheinen. Im Gegenteil: Wenn andere Menschen aus unserem Umfeld damit in Berührung kommen, werden sie zunächst davon angezogen. Aber nach einer Weile steigen all die dunklen Anteile in ihnen hoch, die in ihnen selbst nach Erlösung drängen. Mutter sagte nicht umsonst, dieses Bewusstsein ist ansteckend und setzt sich unsichtbar von Körper zu Körper fort, wo Empfänglichkeit gegeben ist. Aus diesem Grund begannen vermutlich auch die Ashramiten untereinander zu streiten, und man warnte davor, über seine Erfahrungen zu sprechen. Auch ich musste das schmerzhaft lernen.
Man macht diesen Yoga ganz für sich allein, niemand kann einen wirklich "verstehen", der diesen Weg nicht selbst beschreitet. Und das sind bislang nur wenige.
Natürlich sollen wir immer wieder in eine hingebungsvolle und vertrauensvolle Haltung zurückkehren und uns dem Licht zuwenden, das versteht sich von selbst. Aber man darf vor der Kehrseite nicht fliehen, denn sonst erreicht man nichts.
Was meine Haustiere betrifft, so suchen sie plötzlich ständig Körpernähe. Nach jeder Schmuserunde, vor allem vor den nächtlichen Ausflügen, leckten sie sich früher noch gründlich, um sich in ihre eigene Duftmarke einzuhüllen. Heute ist es umgekehrt: Sie bestürmen mich und wollen ausgiebig geschmust und gestreichelt werden, bevor sie auf Streifzug gehen. Vielleicht spüren sie die machtvolle beschützende Wirkung?
Die letzten beiden Wochen wurden als eine der größten Erschütterung bisher erfahren, wohl auch wegen der globalen Ereignisse, die sich momentan auf diesem Planeten zuspitzen. Gleichzeitig waren sie die erkenntnisreichsten.
Interessanterweise postete ich am 13. Juli dieses Meme auf meinem Nachrichtenkanal.
Die Hand des göttlichen Künstlers arbeitet oft, als wäre sie ihres
Könnens und ihres Materials nicht sicher. Sie scheint zu tasten, zu
prüfen und abzulassen, aufzugreifen und wegzuwerfen, dann wieder
aufzugreifen, sich anzustrengen und zu versagen, auszubessern und
zusammenzuflicken. Überraschungen und Enttäuschungen gehören zu
seiner Arbeit, bis alles bereit ist. Was ausgewählt war, wird in den
Abgrund des Verworfenen geschleudert; was verschmäht war, wird
Eckstein eines mächtigen Bauwerks. Hinter alldem aber ist das sichere
Auge eines Wissens, das unsere Vernunft übersteigt, und das
langmütige Lächeln einer unendlichen Meisterschaft.
Gott hat alle Zeit vor sich und braucht sich nicht dauernd zu beeilen. Er
ist sich seines Zieles und Erfolges sicher, und es macht ihm nichts aus,
sein Werk hundertmal zu zerbrechen, um es der Vollkommenheit näher
zu bringen. Geduld ist unsere erste große notwendige Lektion, jedoch
nicht die stumpfe Zurückhaltung des Schüchternen, Zweifelnden,
Überdrüssigen, Faulen, Ehrgeizlosen oder Schwachen, sondern eine
Geduld voll Ruhe und gesammelter Kraft, die wacht und sich
vorbereitet für die Stunde schneller und starker Schläge, zwar weniger,
doch genug, um das Schicksal zu ändern.
Warum hämmert Gott so grimmig auf seiner Welt herum, tritt und
knetet sie wie Teig, wirft sie so oft in das Blutbad und die rote
Höllenhitze des Schmelzofens? Weil die Menschheit in ihrer Masse
immer noch ein hartes, grobes oder gemeines Erz ist, das sich anders
nicht schmelzen und formen lässt; wie das Material, so die Methode.
Möge es mithelfen, sich in ein edleres und reineres Metall zu
verwandeln, und Gott wird mit ihm sanfter und angenehmer verfahren,
es viel reiner und schöner verwenden.
Warum er solches Material wählte oder schuf, wo er doch aus der
ganzen unendlichen Möglichkeit wählen konnte? Weil seine göttliche
Idee nicht nur Schönheit, Süße und Reinheit vor sich sah, sondern auch
Kraft, Willen und Größe. Verachte die Kraft nicht, noch hasse sie
wegen der Hässlichkeit einiger ihrer Gesichter, noch wähne, einzig
Liebe sei Gott. Alle vollendete Vollkommenheit muss etwas vom
Helden und sogar vom Titanen in sich haben. Die größte Kraft aber
wird aus der größten Schwierigkeit geboren.
SRI AUROBINDO