Gott und die Götter – Teil 2: Woher kommen die Götter?

 

 

 

 

 

Genauso wie die Menschen zu Mir kommen, so nehme Ich sie an. Es ist mein Pfad, dem die Menschen von allen Seiten folgen ...

Welche Form der Anbetende auch wählt, um gläubig zu verehren, ich bestärke in ihm den Glauben an sie, und mit diesem Glauben legt er sein Sehnen in seine Anbetung und empfängt er von mir die Erfüllung seines Verlangens.

 

Begrenzt ist aber diese Frucht.

Jene Verehrenden, deren Opfer den Göttern, den Elementargeistern dargebracht wird, kommen zu den Göttern, den Elementargeistern.

Jene aber, deren Opfer Mir dargebracht wird, sie gelangen zu Mir.

 

Gita, IV. 11; VII. 21-23.

 

Viele Menschen sind heute "Entwurzelte", ihrer wahren, inneren Stärke entwurzelt. Auf der Suche nach einem tragfähigen Fundament besinnen sich manche ihrer Ahnen, und auch das Thema der Götter erfährt eine Renaissance in einigen Kanälen der sozialen Medien.

Aufgegriffen von der Filmindustrie rückte mit dem Auftauchen des Marvel-Universums nicht nur der Donnergott Thor als attraktiver, hammerschwingender göttlicher Sohn Odins wieder ins Bewusstsein eines begeisterten Publikums. Das Interesse an `übermenschlichen´ Fähigkeiten und "Mystik" kehrt ins Bewusstsein der Menschen zurück, in der Hoffnung, dass es da noch mehr zu erobern gibt als das, was unsere fünf Sinne wahrnehmen und uns über die momentan empfundene Ohnmacht hinauswachsen lässt. Es ist gut, sich dabei den Unterschied zwischen Okkultismus und Spiritualität bewusst zu machen und Sorge zu tragen, welcher höheren Energie man sich öffnet und wem man folgt. Das bringt das Eingangszitat gut zum Ausdruck.

 

Nicht nur durch das gegenwärtige, seltsam gehäufte, "plötzliche" Auftauchen interessanter Artefakte auf der ganzen Welt ranken sich viele Mythen um die Welt der Götter, ob es sie wirklich gab, ob sie einst auf der Erde lebten und woher sie kamen. Mutter gab darauf eine Antwort im Zusammenhang mit der bildreichen Geschichte Théons zur Entstehung der Welt durch die vier Erstgeborenen (siehe Teil 1), die unsere Welt zu einem dunklen Ort gemacht hatten. Denn die Folgen mussten abgemildert werden:

 

"Diese vier Persönlichkeiten erschufen unzählige Emanationen, die wiederum zahlreiche Emanationen erschufen, welche Formationen bildeten. Somit gibt es Millionen und Abermillionen davon.

Unter ihnen entwickelte sich eine bestimmte Gewohnheit, eine Logik, die ständig wiederkehrt; und sie bestehen bis zum heutigen Tag darauf, keinem anderen Gesetz als dem ihren zu folgen. In Indien nennt man sie `Asuras´, die Wesen der Finsternis. Sie wurden so durch den Zwang der Logik. Sie begannen in der falschen Richtung und bewegen sich weiter auf diesem Weg.
Es muss allerdings gesagt werden, dass einige sich umzustimmen beginnen."

 

Die Nachkommen der asurischen Erstgeborenen leben vom Konflikt und haben jede Schicht des materiellen Bewusstseins in Besitz genommen. Deshalb erforderte es das Eintauchen des Göttlichen in die Materie der Welt, um den Fehler der Erstgeborenen wiedergutzumachen. Und dafür wurde eine zweite Reihe von Emanationen ins Leben gerufen. Unter der Bedingung des Höchsten, "keine derartigen unabhängigen Wesen zu erschaffen! Sie müssen in Kontakt mit dir bleiben, und durch dich, mit mir selbst."

So erschuf die göttliche Mutter, betraut mit der Schöpferkraft des Universums, die Götter, welche die Zwischenbereiche zwischen Satchitananda und der Erde bewohnen: 

 

"... die recht folgsam waren und nicht so eingebildet. Diese nahmen ihrerseits die Erschaffung der Welt in Angriff. Aber da die anderen vor ihnen erschaffen worden waren, kamen diese den Göttern auf Schritt und Tritt in die Quere. So geschah es dann, dass sich die Welt in ein Schlachtfeld verwandelte, in eine Stätte des Krieges und des Kampfes, des Leidens und der Finsternis und allem, was dazugehört. Und für jeden Aspekt der neuen Schöpfung mussten die Götter mit jenen anderen kämpfen, die vor ihnen auf den Plan getreten waren.
Die anderen waren ihnen vorausgegangen und hatten sich in die Materie gestürzt; durch sie war diese ganze Unordnung entstanden, die jetzt von den Göttern wieder zurechtgerückt werden musste.
Von dort also kamen die Götter. Sie sind die zweiten Emanationen. …"

 

In ihrer ironisch-süffisanten Art fügte sie hinzu:

 

"Aber diese Götter ... Nun, es wurde sehr darauf geachtet, sie perfekt zu machen, um Verdruss zu vermeiden. Nur sind sie ein wenig ...  (Mutter rümpfte die Nase) , ein wenig zu perfekt, nicht wahr? Ja, ein wenig zu perfekt – sie machen nämlich nie Fehler, sie tun immer genau das, was ihnen geheißen wird – kurz, es fehlt ihnen ein bisschen an Initiative.

Sie besitzen schon welche, aber ... Ich weiß nicht, wie ich sagen soll. Mir persönlich erschienen diese Götter immer ein wenig süßlich! Ja, das ist´s. Nicht, dass sie keine Macht hatten – sie besaßen eine große Macht, aber es fehlte ihnen diese Flamme des seelischen Wesens."

 

In einer Unterhaltung mit Satprem am 2. August 1961 ging Mutter näher auf die Natur der Götter ein:

 

Satprem: Diesbezüglich sagst Du irgendwo, dass die Götter sich auch inkarnieren müssen, um völlig bewusst zu werden. ... Wie ist das möglich? Sind die Götter nicht vollständig bewusst?

 

Die Mutter: Nein: Sie haben kein psychisches Wesen – alles, was diese Seite des Lebens betrifft, besteht deshalb nicht für sie.

In allen Überlieferungen, die man hier in Indien findet (auch in anderen Ländern, in anderen Religionen), sind die Götter meistens unmögliche Wesen (!), und zwar genau, weil sie kein psychisches Wesen haben. Das psychische Wesen ist nur dem irdischen Leben eigen. Das war (wie soll ich sagen?) ... eine Gnade, um wiederherzustellen, wiedergutzumachen, was geschehen war.

 

Ja, aber die Götter sind sich des Göttlichen bewusst?

 

Hör zu, mein Kind, sie sind sich vor allem ihrer eigenen Göttlichkeit bewusst! Sie sind mit dem Göttlichen verbunden, ja, aber sie haben nicht die geringste Idee von HINGABE. Diese Erfahrung hatte ich.

Ich hatte eine SEHR interessante Erfahrung – letztes Jahr oder im Jahr davor, ich erinnere mich nicht mehr ... Du weißt, dass zur Zeit der Pujas immer diese Göttinnen kommen (sie binden sich nicht an einen Körper, aber sie manifestieren sich). Diesmal (ich glaube, es war die Puja vom letzten Jahr, nicht länger her als das) kam Durga (Durga kommt immer einige Tage früher und bleibt in der Atmosphäre: Sie ist hier, so – Geste, als ob sie mit Mutter umherginge), dieses Mal hatte ich während meiner Meditation oben eine Beziehung zu ihr, und diese neue Kraft war in mir, die jetzt im Körper ist – in diesem Körper – und ..., wie soll ich sagen? Ich ließ sie am Begriff der Hingabe teilnehmen. Das gab ihr eine außergewöhnliche Erfahrung: die Freude, verbunden zu sein. Und sie verkündete: "Von nun an bin ich eine Bhakta des Herrn."

Das war schön.

Sie bedeutet eine unglaubliche Kraft: eine ungeheure ewige universelle Kraft. Eine solche Erfahrung hatte sie niemals gehabt: Zuvor hatte sie die Erfahrung IHRER Kraft. Sie erhielt Anordnungen und gehorchte, aber nur so, automatisch. Jetzt spürte sie plötzlich die EKSTASE, ein bewusstes Werkzeug zu sein.

Das war wirklich ... wirklich schön."

 

 

Auch in einer Unterhaltung Sri Aurobindos mit seinen Schülern kam das Thema der Götter auf. Hier ein kurzer, amüsanter Ausschnitt:

 

 Schüler: Man sagt, Shiva sei ein gütiger und großzügiger Gott.


Sri Aurobindo: Ich weiß nicht, ob er den Dämonen gegenüber sehr gütig ist. Seine Segnungen sind sehr unbequem, und er findet es nachher sehr schwierig, sich von den resultierenden Wirrnissen zu befreien. Er ist ein Gott, der sich keinen Deut um die Konsequenzen schert. Im Allgemeinen muss Vishnu oder jemand anderer einspringen, um die Situation zu retten.

Krishna ist hartherzig, heißt es.

 

 

 

Die Wurzel des Rassenstolzes

Zeus und die Entführung der Europa; Statue auf Kreta; pixabay
Zeus und die Entführung der Europa; Statue auf Kreta; pixabay

 

Der Stolz, einer bestimmten Rasse anzugehören, reicht weit in die Vergangenheit zurück, als die ersten Götter sich auf der Erde einfanden. Alsbald waren sie von der Schönheit der menschlichen Töchter betört und begannen, Verbindungen mit ihnen einzugehen. So beschreibt die Mutter weiter:

 

"Als durch das Wachstum des Körpers um den Funken des göttlichen Bewusstseins herum die Menschheit auf Erden begann, wurden bestimmte menschliche Organismen im Laufe ihres fortschreitenden Wachstums hinlänglich vervollkommnet und gestatteten durch ihr Sich-Öffnen und ihre Empfänglichkeit eine Verbindung mit gewissen von oben herabsteigenden Wesen. So entstand eine Art göttlicher Menschheit, die eine Eliterasse genannt werden kann. Wenn sie nur unter sich geblieben wären, hätten sie sich als einzigartige und übermenschliche Rasse fortgesetzt.

Tatsächlich haben viele Rassen darauf Anspruch erhoben, das zu sein: Die arische, die semitische und die japanische haben sich alle als die auserwählte Rasse betrachtet. Aber tatsächlich hat es eine allgemeine Nivellierung der Menschheit gegeben, eine Menge Vermischung. Denn die Notwendigkeit der Fortdauer der überlegenen Rasse entstand und trieb sie dazu, sich mit der übrigen Menschheit, nämlich mit der animalischen Menschheit, zu vermischen. So wurde ihr Wert herabgemindert und führte zu jenem großen Fall, von dem in den Schriften der Welt gesprochen wird, der Vertreibung aus dem Paradies, dem Ende des Goldenen Zeitalters.

Hinsichtlich des Bewusstseins war das tatsächlich ein Verlust, aber nicht hinsichtlich der materiellen Kraft, weil es für die gewöhnliche Menschheit ein ungeheurer Gewinn war.

Gewiss gab es einige Wesen, die den sehr starken Willen hatten, sich nicht zu vermischen, die ihre Überlegenheit nicht verlieren wollten; und eben dies ist der wirkliche Ursprung des Rassenstolzes, der Rassenexklusivität und einer speziellen Kastendifferenzierung wie jene in Indien von den Brahmanen gepflegte. Aber gegenwärtig kann nicht gesagt werden, dass irgendein Teil der Menschheit rein animalisch ist: Alle Rassen wurden durch die Herabkunft von oben berührt, und dank der ausgiebigen Vermischung wurde das Ergebnis der Involution weiter verbreitet. Im Menschen allein gibt es die Möglichkeit, dass das Psychische Wesen zu seiner vollen Statur heranwächst, sogar so weit, dass es am Ende fähig ist, sich mit einem herabkommenden Wesen, einer Gottheit von oben, zu verbinden und zu vereinigen." (CWM, 3,150 f)

 

"Natürlich ist kein Mann (hier auf Erden) ausschließlich maskulin, und die Frauen sind nicht ausschließlich feminin; all das wurde vermischt und wieder vermischt. Ebenso wenig gibt es keine einzige Rasse, die absolut rein ist: all das ist vorbei, vermischt (dies ist eine andere Art, die Einheit wiederherzustellen). Aber es gab TENDENZEN. …

Aber im Moment ist alles so: Vermischt, und vermischt überall im Hinblick auf eine allgemeine Vereinigung – es gibt keine einzige Nationalität, die rein und von den anderen abgesondert wäre, das existiert nicht mehr.

Aber für eine gewisse Schau hat jedes Ding seine wesentliche Rolle, seinen Daseinsgrund, seinen Platz in der universellen Geschichte." (MA, 29.7.67)

 

So manchem mag diese Vorstellung in Zeiten von LGBT negativ aufstoßen und Zweifel an den guten Absichten jenes Gottes aufkeimen lassen, auf den sich Sri Aurobindo und die Mutter beziehen. Doch wir müssen zugeben, dass uns die ganzheitliche Schau durch Zeit und Raum fehlt, um das wirklich beurteilen zu können.

 

 

Seite an Seite mit den Göttern

 

 Supramentales Wesen

 

 

 

Uns wurde versprochen, dass wir in der Supramentalen Welt gleichberechtigt Seite an Seite mit den Göttern leben werden.

Viele Götter werden sich inkarnieren oder in einem der neuen Körper niederlassen, wenn die Menschheit die bevorstehende Stufe der Evolution hin zum supramentalen Wesen vollzogen hat. Während die Götter auf diese Weise das Höchste im Menschen erlangen, ein psychisches Wesen. Tatsächlich weigern sich die meisten nach Mutters Erkenntnis noch, bis dahin in einen menschlichen Körper zu inkarnieren, und unterstützen die Arbeit auf andere Weise:

"... es ist ein großer Unterschied, ob man sich inkarniert und niederlässt oder nur einen Einfluss ausübt, der kommt und geht, der wechselt. Die Götter wechseln ständig. Wir selbst, in unserem inneren Wesen, gehen, kommen, handeln an hundert oder tausend Plätzen zur selben Zeit, das ist offensichtlich. Es ist ein Unterschied, ob man bereit ist, in einer dauerhaften Weise an einen Körper gebunden zu sein oder einfach nach Belieben zu kommen – zwischen einem andauernden Einfluss und einer dauerhaften Gegenwart.

Diese Dinge versteht man erst mit der Erfahrung." (Die Mutter)

 

Die Götter sind sich ihrer göttlichen Fähigkeiten bewusst und leiden nicht unter Mangel. Zudem wissen sie um den Zustand eines menschlichen Körpers und der erstickenden evolutionären Schichten, die sie bei einer Inkarnation erwarten.

Inzwischen häufen sich Berichte von Menschen, die glauben, höhere Wesenheiten zu sein oder aus anderen Dimensionen, fernen Galaxien und von anderen Planeten zu stammen.  Glaubt man Mutters Worten, sind nicht alles davon Hirngespinste. Unser Bewusstsein gibt jedenfalls diesen Vorstellungen mehr und mehr Raum.

 

 

Die Götter haben keine der Eigenschaften, die das psychische Leben gibt: keine tiefe Liebe, keine tiefe Zuneigung, keinen Sinn der Einheit.

 

Die Mutter

 

 

Im Gegensatz zu den Göttern, zu denen wir schon immer ehrfürchtig aufschauten, sind wir Menschen fähig zu dieser liebenden, ekstatischen Hingabe an das Göttliche, ein so wundervoller Zustand, wenn er vom Göttlichen beantwortet wird, dass er sich tatsächlich nicht in Worte fassen lässt. Umso mehr, als auch unsere Körper nun dazu in die Lage versetzt werden.

Ist das nicht ein ehrbarer Grund, vor Dankbarkeit auf die Knie zu fallen und sein Herz in Liebe dem Göttlichen zuzuwenden? Uns als Träger der göttlichen Flamme angemessen würdevoll zu benehmen und achtsamer mit uns selbst und unseren Mitmenschen umzugehen?

 

Es ist kein Privileg, einer bestimmten Rasse anzugehören,

es ist ein Privileg, Mensch zu sein.

 

 

 

 

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