Was genau
verstehe ich
eigentlich
unter Glück ...?
Ist Glück gleichzusetzen mit Zufriedenheit?
Wann sind wir denn zufrieden?
Fragen, über die es sich lohnt, zu meditieren ...
Leben ist nicht statisch, es ist einem Wandel unterworfen. Wir kommen alle mit einem Auftrag in diese irdische Existenz. Und mit wir ist hier das seelische oder psychische Wesen gemeint, nicht die äußere Person, die wir gemeinhin für "ich" halten. In der Regel ist uns der Lebensplan bei Eintritt in die aktuelle Inkarnation nicht bekannt. Was also wird auf uns zukommen ...?
Werden wir mit einer Behinderung geboren?
Werden wir im Laufe des späteren Lebens Schicksalsschläge zu erdulden haben, um daran zu wachsen?
Ist uns ein ruhiges Leben gegönnt mit reichhaltigen familiären Beziehungen und in Wohlstand?
Haben wir große Verantwortung zu tragen, weil wir dazu bestimmt sind, eine wichtige Position im internationalen Miteinander einzunehmen?
Finden wir unser Glück in einer Partnerschaft, wird diese oft "Alltag" oder zerbricht.
Haben wir uns nach Jahren ein eigenes Haus erarbeitet, kann es im Alter eine Arbeitsbelastung sein, die uns "besitzt", erdrückt und schneller altern lässt.
Viele der Menschen, die Ruhm und Wohlstand erreichten, sind getrieben von der Angst, all das wieder zu verlieren oder wollen immer mehr davon. Viele von ihnen leiden unter Depressionen. Nicht alle sind also damit glücklich. Was fehlt ihnen?
Das sind nur wenige Beispiele, aber sie verdeutlichen, dass wir bereits mit unterschiedlichen Voraussetzungen ins Leben starten, die sehr früh unsere Glaubensmuster bestimmen.
Darüberhinaus neigen wir alle dazu, wenn wir ehrlich sind, uns mit anderen zu vergleichen: Jemand, der zum Beispiel sein Leben lang mit schwierigen und ärmlichen Verhältnissen zu kämpfen hat – auch, wenn die Seele sich diese Bedingungen bewusst gewählt hat –, wird sehr wahrscheinlich dazu neigen, mehr mit seinem Leben zu hadern als jemand, der in eine liebevolle Familie geboren wurde und in sicheren Verhältnissen aufgewachsen ist. Durch das Miteinander treten diese Unterschiede zwangsläufig hervor und beeinflussen den psychischen Zustand. Man spricht hier gern vom sogenannten Urvertrauen.
Der Grad unseres Bewusstseins wird darüber entscheiden, wie wir letztlich damit umgehen und ob wir alle unsere gestellten Aufgaben in dieser Inkarnation bewältigen werden. Wobei es sein kann, dass derjenige, der viele Jahre kämpfen musste, eher einen spirituellen Aufwachprozess durchläuft und am Ende "glücklicher" ist als ein anderer, der ein Leben in Wohlstand und relativer Harmonie im Kreise seiner Familie leben durfte, aber trotzdem immer empfand, dass ihm etwas in seinem Leben fehlte.
Kein menschliches Schicksal und kein Lebensweg gleicht einem anderen aufs Haar, wir sind gewollte Individuen. Und letztendlich haben alle unsere Inkarnationen ein Ziel: Die Vereinigung mit dem Göttlichen. Jeder Mangel, jede unbestimmte Furcht, jede innere Einsamkeit geht im Grunde auf das Gefühl des Getrenntseins von unserer göttliche Quelle zurück. Nur haben wir das vergessen.
Einen kleinen Vorgeschmack bekommen wir unmittelbar, nachdem wir uns einen Herzenswunsch erfüllt haben. Nicht umsonst fühlen wir uns dann oft „wunschlos glücklich": Die Bedürftigkeit ist für eine Weile zum Stillstand gekommen und wir waren dem reinen Sein am nächsten. Aber schon bald erhebt sich die nächste Notwendigkeit, das nächste Bedürfnis, der nächste Wunsch.
Wahres Glück ist mehr als materieller Wohlstand, Familie, Freunde und Anerkennung durch unsere Mitmenschen für das, was wir tagtäglich in dieser Welt leisten. Wahres Glück empfindet keinen Mangel, es unterliegt keiner Schwankung, keiner Sucht oder Gier nach mehr oder dem Irrtum, dass uns andere Menschen etwas geben müssten. Wahres Glück ist das, was wir in unserem Innersten sind.
"Man sollte nicht von Gefühlen und Stimmungen abhängig sein, denn sehr oft täuschen sie uns. Zufriedenheit ist etwas ganz anderes. Manche Leute sind sogar in den besten Umständen unzufrieden, während andere in den schlimmsten Umständen ganz zufrieden sind.
Schau dir doch die Leute in der Welt ringsum an, sie sind durchaus glücklich mit ihren Umständen. Außerdem gibt es Leute, deren Zufriedenheit von ihrer Leber abhängt – ein krasser materialistischer Zustand. Auch gibt es Leute, die intensiv leiden, und dennoch weiß ihr innerstes Wesen, dass es einen Weg gibt, der sie zum Ziel führt."
(Mutter zu einem Schüler 1938)
DIE UMKEHRUNG DES BEWUSSTSEINS FÜHRT ZU WAHREM GLÜCK
Seit den Anfängen des irdischen Seins, unserer Einkerkerung als Flamme des Göttlichen in die schier undurchdringlichen Schichten der Materie, sind wir auf der Suche nach jenem ursprünglichen, wahren glückseligen Zustand. Man könnte es als geheimen Antriebsmotor der Evolution bezeichnen. Aber dieser Zustand muss im Körper erst wieder „ent-deckt“ werden. Und genau das passiert bei der Supramentalen Transformation. Es stimmt, dass selbst das Bewusstsein der Körperzellen Freude und Glückseligkeit empfinden kann, so unglaublich das für unseren Verstand klingt. Wenn das vollbracht ist, und erst dann, wird die Gier seiner vitalen Triebe und Bedürfnisse verschwunden sein, die die Zivilisation heute bestimmt.
In der Interaktion mit unseren Mitmenschen findet ein ständiger Energieaustausch statt, der uns nicht bewusst ist. In dem Film "Die Prophezeiungen von Celestine" wurde versucht, dieses permanente Geben und Nehmen visuell darzustellen.
Meist nehmen wir, halten wir unser Handeln auch für noch so richtig oder altruistisch. Doch jeder egohafte Gewinn oder Sieg ist nichts weiter als eine laue Ersatzbefriedigung. Ein Notbehelf, weil wir die Quelle der Glückseligkeit in unserem Inneren nicht mehr spüren. Sie ist noch da, doch sie wurde im Laufe der Evolution überlagert. Wir stehen unter einem Bann, unterliegen einer Art Hypnose, die jetzt wieder zurückgenommen wird – wenn wir das wollen. Das Supramentale Bewusstsein wird in dem Maße in uns wirksam, wie wir uns dafür öffnen. Wir sind gefordert, mitzuarbeiten, unser restliches Karma abzugelten und unseren globalen Anteil an niederer Natur und dessen Läuterung auf uns zu nehmen. Es wird kein "Erlöser" kommen, der uns das abnimmt und "für unsere Sünden stirbt". Diesen Prozess der Läuterung müssen wir jetzt selbst durchlaufen, wenn wir die Neue Welt betreten wollen. Einen anderen Weg gibt es nicht.
In diesem Prozess werden wir am Ende mehr und mehr erfahren, dass wir nie etwas anderes als Liebe, Freude und Glückseligkeit waren.
Die Mutter: "Dies schickte ich zur Konferenz der New Age Association. Sie hatten die Frage gestellt: "Besteht das Ziel des Lebens darin, glücklich zu sein?..." Darauf habe ich geantwortet:
Dies ist genau die umgekehrte Sicht der Dinge.
Der Sinn des menschlichen Lebens ist die Entdeckung des Göttlichen und seine Manifestation. Natürlich führt diese Entdeckung zum Glück, aber dieses Glück ist die Folge und nicht das Ziel an sich. Und dieser Irrtum, die bloße Folge für das Ziel des Lebens zu halten, war die Ursache des meisten Elends, das die Menschheit heimgesucht hat."
Satprem: Was verstehen sie denn überhaupt unter „Glück"!
"Ja. Jeder denkt, es sei sein persönliches kleines Glück, und das macht die ganze Misere aus.
Sie sagten: "to be happy" [glücklich zu sein]: "Is the aim of life to be happy?" [Ist es das Ziel des Lebens, glücklich zu sein?]... UNGEHEUERLICH! Denn genau das hat alles entstellt, das ist die Ursache von allem. "Ich bin glücklich, wenn ich jemanden töte – deshalb töte ich jemanden". (Mutter lacht)
Satprem: Ja, immer stellt man die kleine Person ins Zentrum.
"Ja, immer, immer."
(Mutters Agenda, 28. März 1970)
Für lange Zeit und immer wieder revoltiert unsere äußere Person, ein Konglomerat aus niederen Wünschen und Begierden, gegen das Prinzip der "Hingabe". Wir waren es jahrtausende lang gewöhnt, die Befriedigung unseres empfundenen Mangels im Außen zu suchen, nicht in uns selbst. Das Wort Hingabe verleitet dazu, dass man das Gefühl hat, man müsste etwas weggeben, man würde etwas verlieren, wenn man es hingibt. Aber es ist nur das, was zwischen uns und der der göttlichen Glückseligkeit steht, was wir übergeben sollen. Ist diese schwarze Decke weggezogen, kann sich wieder das entfalten, was wir alle unter Glück und Glückseligkeit verstehen.
Im Integralen Yoga steht deshalb nicht das "Erlernen" der Selbstliebe im Mittelpunkt, wie in vielen spirituellen Strömungen dieser Zeit empfohlen wird, sondern das Göttliche Bewusstsein, dem wir uns als Instrument zur Verfügung stellen, damit es durch uns handle. Ohne Erwartungen, ohne Recht auf die Art und Weise des Verlaufs, der sich bei jedem individuell gestaltet, oder darauf, wie lange es dauern wird, bis wir ankommen.
Aber am Ende warten die wahre Freude und die wahre Glückseligkeit und wahrhaftige Liebe auf uns.
Es ist ein Irrtum, die Freude und das Glück zu verwechseln. Die beiden sind sehr verschieden. Nicht nur die Vibrationen sind verschieden, sondern auch die Farben.
Es gibt ein Blau, ein helles silbernes Blau (das Blau von der Fahne des Ashrams), sehr leuchtend und transparent, das ist die Farbe des Glücks. Es ist etwas Passives, Frisches, das kühlt, verjüngt.
Dagegen ist die Farbe der Freude ein goldenes Rosa, ein blasses Gold, das etwas Rot enthält, auch ein sehr blasses Rot. Es ist aktiv, warm, kräftigend, verstärkend. Das erste ist die Sanftmut, das zweite ist die Zärtlichkeit.
Und die Glückseligkeit – das, was ich spontan Glückseligkeit nenne – ist die Verbindung von beiden. Sie liegt ganz auf der Höhe des supramentalen Bewusstseins, in einem diamantenen Licht: ein ungetöntes, funkelndes Licht, das alle Farben enthält. Freude und Glück sind wie die zwei Seiten eines Dreiecks, dessen Spitze die Glückseligkeit bildet.
Die Glückseligkeit enthält zugleich Kühle und Wärme, Passivität und Aktivität, Ruhe und Tat, Sanftmut und Zärtlichkeit. Die göttliche Zärtlichkeit... ist etwas sehr verschiedenes von der Sanftmut, es ist ein äußerster Grad von Freude, eine so starke Vibration für den Körper, dass er den Eindruck hat zu zerspringen; dann muss er weiter werden.
Das diamantene Licht der Glückseligkeit besitzt die Macht, alle feindlichen Kräfte aufzulösen. Nichts kann ihm widerstehen. Kein Bewusstsein, kein Wesen, kein feindlicher Wille kann sich ihm nähern, ohne unmittelbar aufgelöst zu werden, denn es ist das Licht des Göttlichen in seiner reinen Schöpferkraft.
Die Mutter, 22. Januar 1958
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Würde die Menschheit nur einen Schimmer davon erhaschen, was für unendliche Freuden, was für vollendete Kräfte, was für leuchtende Weiten spontanen Wissens, was für ruhige Ausdehnungen unseres Wesens auf uns warten in Regionen, die unsere tierhafte Natur noch nicht erobert hat, so würde sie alles lassen und nicht eher ruhen, als bis diese Schätze gewonnen sind. Doch der Pfad ist eng, die Tore sind schwer aufzubrechen, und Misstrauen, Angst und Zweifelsucht sind da, die Fangfühler der Natur, die unseren Fuß daran hindern sollen, sich von den gewöhnlichen Weiden abzukehren.
Die störrische Hartnäckigkeit, mit der wir uns an unser dürftiges, unvollkommenes, nacht- und kummerbeladenes individuelles Dasein klammern, selbst dann, wenn uns die ungebrochene Seligkeit unseres universalen Lebens ruft, ist eines der erstaunlichsten Geheimnisse Gottes. Es kann höchstens verglichen werden mit der unendlichen Blindheit, mit der wir den Schatten unseres Ego über die ganze Welt werfen und dann das universale Wesen nennen.
Sri Aurobindo
Erst, wenn du dich ausschließlich der Liebe des Göttlichen öffnest, wirst du nicht nur Erleichterung finden, sonder auch Friede und Freude. Alles hängt von der Empfänglichkeit und der Enigung des Wesens ab. Je geeinigter und empfänglicher du bist, umso schneller wird es gehen.
Die Mutter
Ich sah sie das Zwielicht einer Epoche durchschreiten,
Die sonnenäugigen Kinder einer herrliche Morgenröte ...
Die mächtigen Blockade-Brecher der Welt ...
Die Architekten der Unsterblichkeit ...
Körper leuchtend durch des Geistes Licht, Träger der Zauberwortes, des mystischen Feuers, Träger des Dionysischen Kelches der Freude.
Sri Aurobindo in SAVITRI